Still aus dem Film Der Komponist Krzysztof Penderecki

Der Komponist Krzysztof Penderecki

Ein Film von Anna Schmidt

  • Buch und Regie: Anna Schmidt
  • Kamera: Adam Bajerski, Stephan Boerger, Bogumil Godfrejow, Sebastian Hattop, Carsten Waldbauer
  • Schnitt: Thomas Wellmann, Steffen Herrmann
  • Musikverlag: Schott Music GmbH & co. kg
  • Weltvertrieb: C Major Entertainment GmbH, Elmar Kruse
  • Redaktion: MDR Winifred König
  • Produzenten: Holm Taddiken, Marek Nowowiejski

Eine Produktion der Eikon Mitte Film- und Fernsehproduktion GmbH, Bow and Axe Antertainment in Zusammenarbeit mit schmidtFilm

Im Jahr 1959 nimmt ein bis dahin völlig unbekannter junger Komponist unter drei Pseudonymen, drei verschiedenen Handschriften und drei verschiedenen Musikstilen am “Wettbewerb junger Polnischer Komponisten” in Warschau teil. Bei der Preisverleihung für die anonym eingereichten Partituren erweist sich, dass der Gewinner des ersten, zweiten und dritten Preises der achtundzwanzigjährige Assistent des Fachbereichs Komposition an der Krakauer Musikhochschule ist: Krzysztof Penderecki.

Eine Sensation in der Musikwelt – mit einem Schlag ist der junge Mann berühmt. Sofort werden seine Werke in ganz Europa gespielt. Bis heute. Kein Musiker des 20. Jahrhunderts macht eine solche Karriere und schon gar nicht in dieser Geschwindigkeit! Ein Beginn, der typisch ist für Penderecki. Sein Leben lang wird er mit allen musikalischen Genres experimentieren, sich keinen Konventionen unterwerfen. Mit einer Kreativität, die so überraschend ist wie komplex. Ein Künstler und Mensch, der Grenzen stets auslotet und sich immer wieder neu erfindet. Als Jahrhunderttalent gepriesen, vom Publikum geliebt, von der Musikkritik oftmals bitter verspottet.

Am 23. November 2013 feiert der polnische Komponist und Dirigent seinen 80. Geburtstag. Und selbst wer noch nie seinen Namen gehört hat, kennt seine Musik. Die Soundtracks von Filmen wie The Shining von Stanley Kubrick, Shutter Island von Martin Scorsese, David Lynchs Wild At Heart oder Andrzej Wajdas Katyn – das alles ist Penderecki. Ein Musiker, der zu den außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zählt; einer der letzten Vertreter der großen Form, der wie die Komponisten des 19. Jahrhunderts arbeitet, die alles können mussten: Sinfonien, Opern, Oratorien, Konzerte, Kammermusik.

Fast alle seine Werke haben einen Bezug zur Zeitgeschichte: Das 1960 geschriebene Stück Threnos ist den Opfern des Atombombenabwurfs von Hiroshima gewidmet, mit dem Polnischen Requiem bezieht er 1980 Stellung für die Gewerkschaft Solidarnosc. Für Papst Johannes Paul II., mit dem er einst in Krakau Theater spielte, schrieb er nach dessen Tod das Te Deum. 1997 komponiert er Seven Gates of Jerusalem anlässlich der 3.000-Jahrfeier der Stadt; das Klavierkonzert Resurrection ist seine Reaktion auf den 11. September 2001 – und einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten,
dessen Werk regelmäßig in allen Konzertsälen gespielt werden.

Penderecki ist auch Komponist eines riesigen Naturparks: seit mehr als 40 Jahren sammelt der fundierte Baumkundler überall auf der Welt Samen und Stecklinge für mehr als 1.700 Bäume der verschiedensten Arten. Seine Leidenschaft gilt den Tönen und den Bäumen.

Wege durchs Labyrinth ist kein biografischer Film. Er ist vielmehr eine kinomatografische Annäherung an die verschiedenen Passionen eines Mannes: die Musik, die Botanik, die Philosophie, die Familie. Ein persönliches, intimes und unterhaltsames Porträt, das außergewöhnliche Einblicke in die Welt eines Menschen gibt, der seit Jahrzehnten mit seinem musikalischen und gesellschaftlichen Engagement Brücken schlägt zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Moderne. Die Kamera nimmt uns mit auf eine Reise durch ein Jahr im Leben des Musikers, das
Jahr vor dem großen Jubiläum. Sie folgt Penderecki von Krakau über München, Wien nach Leipzig und immer wieder zu seinem Landgut in Luslawice. Dabei blickt der Komponist auf den überraschenden Beginn seiner Laufbahn zurück, auf unerwartete Lebenswendungen und geniale Einfälle. Wir begegnen Künstlern, mit denen er eng verbunden ist und lassen Freunde und Familienmitglieder zu Wort kommen. Gedanken, Gespräche, Musik- und Filmausschnitte, Begegnungen und Natur verdichten sich zu einem spannenden, vielschichtigen Porträt.

So entsteht ein poetischer Film, der Strukturen von Blättern, Bäumen und Labyrinthen kombiniert mit Tönen von Pendereckis magischen Partituren, mit Filmausschnitten, die von seinen Kompositionen getragen werden. Vor allem aber erlaubt der Film einen tiefen Einblick in eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Wir erleben einen offenherzig über seine Leidenschaften sprechenden Musiker, den wir durch seinen Lebens- und Arbeitsalltag begleiten. Die Kamera beobachtet Penderecki bei all seinen kreativen Schaffensprozessen: beim Komponieren, beim Bäume pflanzen

ein neues Werk entsteht und zeigen, wie der Komponist Anteil nimmt an den Vorbereitungen seiner Premiere auf der Bühne an berühmten Konzerthäusern. Dafür wählen wir innerhalb dieses einen Jahres besondere Ereignisse aus. Wir begleiten die Uraufführung des Doppelkonzertes für die Solisten Janine Jansen und Julian Rachlin am 22. Oktober 2012 in Wien im Musikverein, uraufgeführt vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Wir sind dabei, wenn eine Kantate für den Thomanerchor am Dreikönigstag im Januar 2013 in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt wird, die den Abschluss des Thomanerfestjahres krönt.

Musikalische Bilder kombinieren wir mit Bildern aus dem Park Pendereckis zu verschiedenen Jahreszeiten – Musik und Natur, Seite an Seite, als Parallelen. Wir beobachten Penderecki, wie er junge Bäume pflanzt, bei gemeinsamen Spaziergängen am Strand, beim Musizieren mit seiner Enkeltochter. Der Zuschauer erlebt Penderecki aus nächster Nähe und entdeckt – auch durch die Augen andere – seine Musik. Seine Energie ist der Strom, auf dem sich der Film bewegt un die ihn trägt.