Volle Kraft voraus – das Comeback von Aken

"Wo die Elbe macht nen Haken, da liegt Aken", besagt ein Akensches Sprichwort. Die meisten Deutschen haben wohl noch nie etwas von der Kleinstadt am Elbufer zwischen Magdeburg und Dessau gehört. Dabei hat Aken viel zu bieten: Die idyllische Lage mitten im Biosphärenreservat Mittelelbe, die mittelalterliche Altstadt im Schachbrettmuster mit den verspielten Schifferhäuschen - und einen Binnenhafen, der einer der wichtigsten Mitteldeutschlands ist.

„300.000 Tonnen schlagen wir jedes Jahr um. Die gesamte Anlage ist in Schuss. Wir haben nicht so viel Nachholbedarf wie andere Häfen. Wenn wir vergleichen, mit wie vielen Mitarbeitern die Häfen in Magdeburg und Sachsen arbeiten: Da haben wir ein besseres Verhältnis", sagt stolz Hafen-Geschäftsführer Peter Ziegler, der seit genau 50 Jahren im Betrieb ist und die Hochs und Tiefs an der Elbe miterlebt hat. Der Akener Hafen ist sowohl über das Schienennetz, die Straße und das Wasser erreichbar.

Altbürgermeister Hansjochen Müller hat den Hafen nach der Wende erfolgreich über alte Restitutionsansprüche in den Besitz der Stadt Aken zurückgeholt. „Das war viel Arbeit, die mir manchmal Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat. Wir haben in den ersten Jahren nach der Wende 16 bis 18 Stunden gearbeitet; ich bin nur zum Schlafen nach Hause gegangen.“ Seit 15 Jahren schreibt der Hafen nun konstant schwarze Zahlen.

Der Hafen und die Elbe prägen die Stadt und die Akener. „In meiner Kinder- und Jugendzeit fuhren hier noch die großen Schleppkähne mit den Dampfern und Ketten dran. Da saßen wir alle an der Elbe und haben gestaunt. Wo haben wir schwimmen gelernt? In der Elbe! Bis Ende der 1950er Jahre, als die Elbe schmutzig wurde, waren die Buhnen voll besetzt mit Familien. Da wurde gebadet, gezeltet, man lag am Strand. Die Elbe gehört zu Aken; ohne die Elbe wäre Aken nicht da“, erinnert sich der 74-jährige Hans-Jochen Müller.
 
Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt die Akener Schifffahrt ihre Blütezeit. Eine höhere Schifferdichte gibt es damals in keiner anderen Stadt an der Elbe. Viele Monate verbringen die Bootsleute auf dem Wasser; die Familien bleiben zu Hause. Mit 101 Jahren erinnert sich die Akenerin Lisbeth Schoch noch gut daran: „Wenn ein Kahn damals um die Ecke kam und tutete, dann wussten die Schifferfrauen, dass sie ihre Kiepen mit frischer Wäsche schultern mussten. Unten kam ein Pflaumenmustopf rein und Akener Wurst und Käse. Die Frauen kamen mit einem Beiboot kurz auf den Dampfer und nahmen die Schmutzwäsche wieder mit.“

Jan-Hendrik Bahn, Akens Bürgermeister seit 2015,  bringt frischen Wind ins Rathaus. Er hat dem Ort eine Imagekampagne, ein Tourismuskonzept und Breitbandanschluss verpasst. „Es gibt auf der Welt viele schöne Orte, aber hier ist Heimat", so sein Credo. Mittlerweile gibt es in Aken regelmäßig Musikveranstaltungen, eine lebendige Vereinskultur und bald auch den ersten Jugendbeirat in der Geschichte der Stadt. Tatsächlich zogen in 2017 erstmals wieder mehr Menschen nach Aken hinein als aus der Stadt heraus.

Die Dokumentation befragt die Schiffernachfahren und stellt die Frage: Erlebt die Kleinstadt ihr Comeback?

Ein Film von Susann Krüger